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KI in der Medizin: BAdW beleuchtet Chancen und Herausforderungen

Am vergangenen Dienstag trafen sich Expert*innen in der Münchner Residenz, um sich den vielversprechenden Möglichkeiten und den komplexen ethischen Fragen der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Medizin zu widmen. Die Veranstaltung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Süddeutschen Zeitung zog ein breites Publikum an und wurde durch einen Livestream sowie durch die Anwesenheit zahlreicher Journalisten medial begleitet.

In seiner Eröffnungsrede betonte der Präsident der Akademie Prof. Markus Schwaiger, die kritische Bedeutung der Infrastruktur für die Weiterentwicklung der medizinischen Forschung und Praxis mittels KI. Die Zentralisierung von Patientendaten, so wurde argumentiert, könnte Ärzten und Forschern immense Vorteile bieten, doch müsse der Datenschutz als hohes Gut gewahrt bleiben – ein Gleichgewicht, das die EU in ihren Richtlinien zu respektieren sucht.

Ein weiteres zentrales Thema der Konferenz war die Stellungnahme des Ethikrats zu „Mensch und Maschine“, die in einer umfassenden 400-seitigen Analyse feststellte, dass KI-Systeme keine menschliche Verantwortung übernehmen können. Prof. Alena Buyx, Mitglied des Bayerischen KI-Rats und Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, stellte klar, dass die menschliche Intuition und das systemische Wissen von Gesundheitsdienstleistern immer Vorrang vor den Ergebnissen der KI haben sollten. KI sollte ihre Arbeit nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Einsatz von KI in der medizinischen Praxis

Diskutiert wurden auch die praktischen Anwendungsfälle von KI in der Medizin, wie Bildgebung, Therapie und Proteinfaltung, und die Herausforderungen, die sich durch unzureichende Trainingsdaten und die Gefahr eines „Automation Bias“ ergeben. Besonders hervorgehoben wurde das Beispiel der Leukämieforschung durch Prof. Torsten Haferlach, Gründer des MLL Münchner Leukämielabors, der zeigte, wie KI die Diagnostik revolutionieren und die Behandlungsqualität durch präzisere Klassifizierung und verkürzte Analysezeiten verbessern kann.

Prof. Julia Schnabel von Helmholtz Munich und Professorin an der TUM zeigte auf, wie überlastete Ärzte Fehler machen können, und dass der Einsatz von KI als Zweitmeinung helfen kann, hohe Arbeitsbelastungen abzumildern. Sie befürwortet eine gründliche Regulierung von KI als Medizinprodukt, wie sie im europäischen AI Act verankert ist.

Sicherheit von Patientendaten

Der letzte Redner des Abends, Prof. Björn Eskofier von der FAU Erlangen-Nürnberg, forderte einen persönlichen Gesundheitsdatenraum, in dem jeder Mensch von Geburt an Eigentümer seiner medizinischen Daten ist. Ein wichtiger Appell der Konferenz war die Forderung nach Datensolidarität, um die Forschung voranzutreiben und die Entwicklung effektiverer Behandlungsmethoden zu ermöglichen. Die Experten betonten, dass trotz der großen Fortschritte, die KI in der Medizin bereits gemacht hat, der menschliche Faktor unverzichtbar bleibt, sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Praxis.

Das Event schloss mit einer lebhaften Diskussion und einem Aufruf zur weiteren Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen, um die Potenziale der KI in der Medizin voll auszuschöpfen und gleichzeitig ethische Standards und die Menschlichkeit in der Patientenversorgung zu wahren.